Wissenschaft und Medizin treffen Geschlecht:
Das IGSM als Impulsgeber geschlechtersensibler Forschung
Sowohl das biologische Geschlecht als auch die soziokulturellen Geschlechterrollen (Gender) sind wichtige Variablen in der biomedizinischen Forschung und der klinischen Versorgung. Männer und Frauen unterscheiden sich nicht nur hinsichtlich der Inzidenz von Erkrankungen und dem Erkrankungsalter, sondern auch in Bezug auf die Verläufe von Erkrankungen und das Ansprechen auf unterschiedliche Therapien (Hinney, 2024).
Die Ursachen dieser Geschlechterunterschiede und deren pathophysiologische Relevanz sowie die konsequente Anpassung der Präventions- und Therapiemaßnahmen rücken zunehmenden in den Fokus aktueller Forschungsaktivitäten. Die Brisanz dieses Themas in der Medizin zeigt sich auch darin, dass die DFG die Vergabe von Fördermitteln inzwischen davon abhängig macht, ob Geschlechter- und Diversitätsaspekte in grundlagenorientierte und translationale Forschungsprojekte integriert werden.
Trotz wachsender Aufmerksamkeit ist der Weg zu einer umfassenden Integration geschlechtersensibler Perspektiven und Aspekte in die biomedizinische Forschung und klinische Medizin noch nicht abgeschlossen. Ein entscheidender Schritt ist die konsequente Verankerung geschlechtersensibler Inhalte in die Lehre des Medizinstudiums, der medizinnahen Studiengänge und Ausbildungen sowie der Fortbildungsmaßnahmen.
Seit seiner Gründung 2024 hat das Institut für Geschlechtersensible Medizin bereits über 50 Mitglieder gewonnen. Diese widmen sich der Erforschung und Integration komplexer Zusammenhänge zwischen geschlechtsspezifischen Aspekten und gesundheitlichen Chancen und Risiken (u.a. Dinkelbach et al., 2024; Giuranna et al., 2024; Leven et al., 2025). Darüber hinaus stellt es seine geschlechtersensible medizinische Expertise in verschiedenen Bereichen zur Verfügung – etwa bei der Konzeption, Durchführung und Evaluation von Forschungsprojekten.
Prof. Dr. rer. nat.
Anke Hinney
Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters
Institut für geschlechtersensible Medizin
PD Dr.
Andrea Kindler-Röhrborn
Institut für Pathologie